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Neolithische Revolution

Neolithische Revolution

Über die längste Zeit der Menschheitsgeschichte lebten die Menschen von dem was in ihrem Lebensraum ohnehin vorhanden war. Wesentliche Nahrungsquelle war neben der Jagd auf Wildtiere das Sammeln von essbaren Wildpflanzen. Mit dieser Existenz als Jäger und Sammler, auch Wildbeuter genannt, geht eine nomadische Lebensweise einher, die Menschen waren gezwungen sich zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten aufzuhalten um die entsprechenden Nahrungsmittel und ihre Jagdbeute zu finden.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt beginnt sich diese Lebensweise fundamental zu verändern. Menschen binden nun Tiere an sich. Zuerst werden Hunde domestiziert, später Ziegen, Schweine und Rinder. Parallel dazu beginnt man nicht nur die Wachstumsbedingungen von Wildpflanzen zu verbessern, z.B. durch das Abhalten von Fressfeinden, oder Pflege von wildwachsenden Pflanzen. Es werden nun gezielt Pflanzenkulturen zur Ernährung der Gemeinschaften angelegt. Die neue Lebensweise bedingte in zunehmendem Maße die Sesshaftigkeit ihrer Träger. Dies und die zugehörigen gesellschaftlichen Veränderungen bezeichnet man als neolithische Revolution.

Der geschilderte Prozess zog sich in einer globalen Perspektive über einen längeren Zeitraum hin und könnte parallel in verschiedenen Regionen begonnen haben. Das vermutlich älteste und für unsere Region bedeutende Zentrum der Entwicklung war der Vordere Orient, oder das Zweistromland. In der Forschung wurde und wird noch heute intensiv über den Veränderungsprozess diskutiert. Wurden die neuen Praktiken und Wirtschaftsweisen von Einwanderern aus den ersten Zentren mitgebracht? Oder erlernte man sie sukzessive von jeweils benachbarten Gemeinschaften? - Einiges deutet nach heutigem Stand darauf hin, dass es tatsächlich eine Kombination aus beiden Entwicklungen gab.

Die Bedeutung Veränderungen kann man sich in der Rückschau jedenfalls nicht dramatisch genug vorstellen. Vermutlich haben sich viele prägende Elemente unseres heutigen Selbstverständnisses und unserer Verhaltensweisen erst im Zusammenhang mit dieser Entwicklung herausgebildet: Vieh- und Getreidewirtschaft, aber auch Vorstellungen von Grundbesitz, soziale Schichtung in der Gesellschaft und selbst kriegerische Auseinandersetzungen sind vermutlich erst im Zuge der Sesshaftwerdung der Menschen entstanden.

Grab

Die großen Grabanlagen der Jungsteinzeit wurden vor etwa 5000 Jahren erbaut. Es sind Gemeinschaftsgräber, in denen eine Siedlungsgemeinschaft über mehrere Generationen ihre Toten bestattete. Diese ältesten Großbauwerke in unserer Region sind auch im Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung der Bevölkerung zu sehen. die Erbauer der Gräber lebten bereits weitgehend ortsfest und betrieben Ackerbau und Viehzucht. Die aufwendigen Grabbauten und die Grabbeigaben deuten auf einen komplexen Toten- und Ahnenkult.

Das Großsteingrab (Atteln 1) wurde nach archäologischen Ausgrabungen 1926 und 1978 teilweise wiederaufgebaut, um an diesem Beispiel die ursprüngliche Form und Bauweise zu zeigen. Für die Rekonstruktion wurde auch ein Teil des Hügels wieder aufgeworfen, der ursprünglich die gesamte Anlage überdeckte. Die Toten wurden dort ausgestreckt, auf dem Rücken liegend in ihrer Kleidung bestattet. Sie waren mit Schmuck, Amuletten, Waffen und Geräten, Speisen und Getränken vermutlich für das Leben im Jenseits ausgestattet. Davon blieben allerdings nur Dinge aus unvergänglichem Material erhalten. Bei den Ausgrabungen fanden sich neben Knochenresten z.B. Werkzeuge aus Feuerstein, durchbohrte Tierzähne, Bernsteinperlen, Anhänger aus Kupfer und kleinen Steinen, die an Halsketten getragen wurden.

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Entstehungszeit

Der Wechsel von der mittleren zur jüngeren Steinzeit, d,em „Neolithikum“ mit seinen tiefgreifenden Veränderungen, in das auch die Grabanlage in Atteln einzuordnen ist, vollzog sich in Europa allmählich.

Grab

Das jungsteinzeitliche Großsteingrab und ein weiteres benachbartes mit der Bezeichnung Atteln II, das heute nicht mehr sichtbar ist) wurde 1926 entdeckt