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Wartbergkultur

Wartbergkultur

Vorgeschichte ist die Wissenschaft, die sich mit Zeitabschnitten der Menschheitsgeschichte beschäftigt zu denen keine schriftliche Überlieferung existieren. Und auch zu der Epoche, aus der die Grabanlage in Atteln stammt, die heute als „Jungneolithikum“ oder deutsch als „Jungsteinzeit“ bezeichnet wird, gibt es keinerlei Aufzeichnungen, weder von den Erbauern selbst, noch als Berichte von benachbarten Kulturen. Tatsächlich entstanden die ersten Schriftsysteme überhaupt erst in etwa der gleichen Zeit, also ab dem 4. vorchristlichen Jahrtausend in Mesopotamien.

Alles was wir heute über die Jungsteinzeit in unserer Region wissen, stammt tatsächlich aus den Erkenntnissen der archäologischen Forschung, die vorrangig die im Boden erhaltenen Überreste vergangener Zeiten untersucht. Einige komplexere Fragestellungen, wie die nach gesellschaftlichen Zusammenhängen, religiösen Überzeugungen und anderem, lassen sich daher nur schwer, oder gelegentlich auch überhaupt nicht beantworten.

Bei der Untersuchung der jeweiligen Plätze und der Funde aus den Grabungen lassen sich für bestimmte Zeitabschnitte und Regionen Gemeinsamkeiten feststellen. Meist werden die Fundorte mit ähnlichen Merkmalen nach einem bedeutenden Fundort benannt – die Gruppe, der sich das Grab in Atteln zuordnen lässt, heißt nach dem Ort Wartberg in Nordhessen „Wartbergkultur“. Räumlich hat diese Gruppe von Fundstellen ihren Schwerpunkt im nördlichen Thüringen und Hessen, sowie in unserem Raum. Die Bezeichnung „Kultur“ bezieht sich dabei im Wesentlichen auf die materielle Kultur, das heißt auf ähnliche Gegenstände, die Menschen dieser Gruppe benutzen, oder vergleichbare Bauwerke, die sie errichteten. Über andere Aspekte, wie beispielsweise die ethnische Zusammensetzung der Jungsteinzeitlichen Gesellschaft lässt sich aus dem Fundmaterial zunächst wenig sagen.

Grab

Die großen Grabanlagen der Jungsteinzeit wurden vor etwa 5000 Jahren erbaut. Es sind Gemeinschaftsgräber, in denen eine Siedlungsgemeinschaft über mehrere Generationen ihre Toten bestattete. Diese ältesten Großbauwerke in unserer Region sind auch im Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung der Bevölkerung zu sehen. die Erbauer der Gräber lebten bereits weitgehend ortsfest und betrieben Ackerbau und Viehzucht. Die aufwendigen Grabbauten und die Grabbeigaben deuten auf einen komplexen Toten- und Ahnenkult.

Das Großsteingrab (Atteln 1) wurde nach archäologischen Ausgrabungen 1926 und 1978 teilweise wiederaufgebaut, um an diesem Beispiel die ursprüngliche Form und Bauweise zu zeigen. Für die Rekonstruktion wurde auch ein Teil des Hügels wieder aufgeworfen, der ursprünglich die gesamte Anlage überdeckte. Die Toten wurden dort ausgestreckt, auf dem Rücken liegend in ihrer Kleidung bestattet. Sie waren mit Schmuck, Amuletten, Waffen und Geräten, Speisen und Getränken vermutlich für das Leben im Jenseits ausgestattet. Davon blieben allerdings nur Dinge aus unvergänglichem Material erhalten. Bei den Ausgrabungen fanden sich neben Knochenresten z.B. Werkzeuge aus Feuerstein, durchbohrte Tierzähne, Bernsteinperlen, Anhänger aus Kupfer und kleinen Steinen, die an Halsketten getragen wurden.

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Keramik

Dass die Erbauer des Grabes in Atteln mit Keramik vertraut waren ist sicher, über das Aussehen der Gefäße und die Häufigkeit der Nutzung sind wir angesichts der geringen Fundmenge aus der Zeit nur schlecht informiert.

Neolithische Revolution

Über die längste Zeit der Menschheitsgeschichte lebten die Menschen von dem was in ihrem Lebensraum ohnehin vorhanden war. Wesentliche Nahrungsquelle war neben der Jagd auf Wildtiere das Sammeln von essbaren Wildpflanzen.